Pflanzen schneiden

Abschließend schneiden wir noch ein sehr, sehr ernstes Thema an. Sie stutzen? – Sie sollen stutzen! Wir wollen, daß Sie über Ihren Schatten springen – und gezielt zur Schere greifen!

Der (Rück)Schnitt verholzender Kräuter kommt oft zu kurz. Warum? Es herrscht ganz einfach große Unsicherheit, was das Gärtnern mit der Schere angeht. Was Sie brauchen, ist eine ungefähre Vorstellung von Zweck/sinn und Ziel ihres Tuns. Dann eine beherzte Hand und schließlich vernünftig scharfes und stabiles Werkzeug, um die Pflanzen nicht unnötig zu verletzen.

Schnittgründe

Es gibt Ausputz-, Verjüngungs-, Formierungs- und Ernteschnitt. Meist lassen sich mehrere Arbeiten miteinander verbinden. Im April zeigt sich, was der Winter geholt hat. Schaben Sie mit dem Fingernagel die Rinde von einem Ästchen: Dort, wo‘ s grün schimmert, lebt Ihr Thymian, Salbei oder Rosmarin. Bis hierhin und etwas tiefer erfolgt der Frühjahrs – Pflegeschnitt. Die erste ‚Ernte‘ ist oft nicht küchenrein, reicht aber meist für ein duftes Kräuterbad!

Etwa alle zwei Jahre, je nach Rasanz des Zuwachses und v.a. bei seltener Ernte, ist im Frühjahr ein Verjüngungsschnitt von Nöten. Beste Beispiele bieten Salbeibüsche und Lavendel. Werden sie nicht regelmäßig um etwa ein Drittel gestutzt, konzentrieren sie ihr Wachstum einzig auf die Triebspitzen.
Alte Teile nahe der Pflanzenmitte werden kahl. Die langen dünnen Zweige werden kopflastig, bis sie schließlich brechen. Und im Winter kann Frost ungeschützt das Herz der ‚holzigen Staude‘ erreichen.

Hecken aus Kräutern wie Gamander, Lavendel, Eberraute oder Ysop vertragen zudem einen oder
zweidrei leichte Formschnitte im Jahr. Das muß nicht sein, aber Hecken dienen ja in aller Regel dazu, einen Garten zu räumlich zu ordnen, Gelände zu strukturieren. Also, greifen Sie zur Schere: immer je nach Ordnungssinn, des Gärtners und der Gärtnerin!

Faustregeln

1. Frühjahrs-Pflegeschnitt: totes Holz und ‚lange Straxel‘ werden entfernt, altes Laub kann abgestreift werden, Luft und Licht kommt an die Pflanze.
2. Verjüngsrückschnitt ins alte Holz: 1/3 bis max die Hälfte des Busches schneiden. Hierbei eine Kugelform anstreben, um allen neuen Trieben zu Licht und Luft zu verhelfen.
3. Formierungsschnitt, bekannt bei Buchs, möglich bei Santolina, Gamander, Lavendel, ff. Wie gesagt, je nach Ordnungssinn, des Gärtners und der Gärtnerin.

All das passiert zu Beginn oder während der Vegetationszeit! Aber bitte nicht später als August. Denn, jedem Schnitt folgt ein neuer Austrieb. Und der muß ausreifen dürfen vor dem nächsten Frost.

Keine Regel ohne Ausnahme:

Ein Zweig Rosmarin für’s Hirschragout im Spätherbst, Thymian für Ratatouille im Januar oder eine Handvoll Salbei gegen Winterhusten dürfen immer geerntet werden.